Mittwoch, 8. Februar 2012

Wie funktioniert Beamen?

Frage: Ich möchte gerne wissen wie Beamen, also übermitteln eines Zustandes von einem Teilchen auf ein anderes, funktioniert. Von: Katharina 

Antwort: Verstößt das Beamen gegen unsere bisher bekannten Naturgesetze? Bis zum Jahre 1905 wäre die Antwort ein klares „Ja“ gewesen, denn bis dahin war die berühmte Einsteinsche Formel E=m×c2 unbekannt. Sie sagt aus, dass eine Masse m äquivalent zu einer Energiemenge E ist, und sich folglich Masse und Energie ineinander umwandeln lassen. Da ein elektromagnetisches Wellenfeld Energie enthält, wäre es prinzipiell möglich, einen Menschen in reine Strahlungsenergie zu verwandeln. Der Vorgang der Dematerialisierung ist damit physikalisch „erlaubt“ und verstößt nicht gegen unser Weltbild.
Trotzdem gibt es im Bereich der Atomphysik eine schier unüberwindbare, prinzipielle Hürde für das Beamen: Die sogenannte „Heisenbergsche Unschärferelation“, eine der vielen abstrakten Konsequenzen der Quantentheorie, die im Bereich der Mikrowelt gültig ist. Diese Theorie widerspricht in ihren Hypothesen der Welt, wie wir sie wahrnehmen, fast vollständig. Die Annahme der Quantentheorie ist, dass es einen sogenannten „Welle-Teilchen-Dualismus“ gibt, d.h. dass jedes Teilchen, wie bspw. ein Elektron, sich unter Umständen auch wie eine Welle verhalten kann und umgekehrt: Licht kann auch in Form von Teilchen, als sogenannte „Photonen“, in Erscheinung treten. Man kann also niemals den Ort und den Impuls eines Teilchens – und damit seine Geschwindigkeit – gleichzeitig beliebig genau bestimmen. Dieser Sachverhalt ist seitdem als „Heisenbergsche Unschärferelation“ bekannt und vielfach in der Physik bestätigt worden
In Jahr 1993 fand ein Forscherteam im Rahmen einer theoretischen Arbeit bei IBM in Yorktown Heights (USA) heraus, dass die Unschärferelation zwar nicht kompensiert, aber dennoch äußerst einfach und vollständig im Rahmen der Quantentheorie umgangen werden kann.  Das Prinzip dieser „Quanten-Teleportation“ basiert auf „Quanten-Korrelationen“. Es zeigt sich, dass in der Quantentheorie unter besonderen Umständen zwei Teilchen so miteinander über beliebige räumliche Distanzen verschränkt sein können, dass eine Veränderung des einen Teilchens unweigerlich zu einer instantanen gegensätzlichen Veränderung des anderen Teilchens führt.
Im Dezember des Jahres 1997 berichteten alle großen Nachrichtenagenturen, dass ein Forscherteam um Prof. Anton Zeilinger von der Universität Innsbruck dieses Verfahren genutzt hat, um ein Lichtteilchen zu teleportieren. Diese Experimente wurden ein Jahr später von Michael A. Nielsen, Emanuel Knill und Raymond Laflamme verbessert und zeigten, dass Teleportation prinzipiell möglich ist – zumindest
die Teleportation von Photonen. 
Der nächste Schritt, die Teleportation von Elementarteilchen wie etwa Elektronen, dürfte ungleich schwieriger sein, weil dann noch das Problem der gezielten De- und Rematerialisierung hinzukommt. Trotzdem wäre die Teleportation von Elektronen durchaus noch denkbar. Die Teleportation von ganzen Atomen oder gar Molekülen bis hin zu Organismen ist aber aufgrund der technischen Schwierigkeiten kaum vorstellbar.


Beantwortet von Prof. Metin Tolan, Professor für Experimentelle Physik, TU Dortmund.

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